Schon seit längerem lese ich regelmäßig den Blog kurbelfest.de mit netten Hinweisen und Tests zum Thema bikepacking. Anfang September diesen Jahres wurde ich somit in Facebook auf eine Veranstaltung ‚Karwendel-Wetterstein-Brevet‘ aufmerksam.

Karwendel? Wetterstein? als Brevet? Im Oktober? hä… das hörte sich nach Spaß an und ich habe mich näher mit dem Thema beschäftigt. Die Strecke sollte somit quer durch diese beiden Gebirge gehen, mit einem Mountain- oder Gravelbike. Geplant wurden ca. 200km, die mir jedoch um diese Jahreszeit mit doch relativ kurzen Tagen für einen Tag zu lang und für zwei Tage zu kurz erschienen.

Da die Wettervorhersage ein traumhaftes Wochenende in Aussicht stellte habe ich die Route um ein paar kleine Schleifen ergänzt und plante eine Übernachtung in einer Pension in Scharnitz, Tirol, direkt am Eingang zum Karwendel ein.

Einige Abschnitte war ich bereits schon mal mit dem Mountainbike und auch mit dem Rennrad gefahren, lediglich ein unbekannte Abschnitt machte mir Anfangs noch Sorgen, ob es mit einem Gravelbike nicht zu heftig werden sollte: Die Abfahrt vom Karwendelhaus hinunter zum kleinen Ahornboden…

Nachdem ich ein paar Feedbacks einholte und auch andere Teilnehmer die Strecke mit Gravelbikes angingen entschied ich mich ebenfalls für diese Variante und wechselte ein paar Wochen vor dem Start noch auf 40mm breite Reifen, breitere Reifen passen in den Rahmen auch nicht rein.

So trafen sich dann Samstag morgens ab 6:00 Uhr ca. zehn wild entschlossene Teilnehmer in der netten Velo Welt in Murnau (http://www.velo-gap.de/) und genossen das lecker Frühstück und den dampfenden Kaffee, den Ralph und Peter in super relaxter Atmosphäre auftischten.

Velowelt in Murnau

Kurz nach 7:00 Uhr ging es dann durch das Murnauer Moos Richtung Eschenlohe auch schon los. Kurz vor Eschenlohe verlor ich den Anschluß an die Gruppe, da ich hier entgegen der offiziellen Route entlang der Loisach Richtung Garmisch fuhr. Dieser Teilabschnitt der Strecke hatte mir Anfang des Jahres beim Rando Imperator schon sehr gut gefallen und das Wettersteingebirge mit der Zugspitze ragte in der aufgehenden Sonne wie ein riesiger Zacken vor einem auf.

Skisprungstadion in Garmisch-Partenkirchen

Im Sprungstadion in Garmisch angekommen wollte ich ein zweites Frühstück zu mir nehmen, der Lärm von Renovierungsarbeiten an den Tribünen hielt mich jedoch davon ab. So ging es nach einem obligatorischen Foto über Hammersbach am Eingang des Höllentals direkt weiter nach Grainau und zum Eibsee hinauf. Ab Hammersbach fuhr ich auch nicht auf der Straße, sondern auf einem klasse einsamen Singletrail mit einem ersten Eindruck, welche Schotterwege noch vor mir lagen.

Wettersteingebirge mit der Zugspitze

An der aktuell aufgrund einem Defekt außer Betrieb gesetzten Zugspitzbahn ging es dann direkt am Eibsee vorbei mit den ersten Wanderern dieses Morgens zur Hochthörlehütte hinauf. Außer einer kurzen steilen Schiebepassage in sehr groben Schotter war dieser Aufstieg mit dem Gravelbike wunderbar zu fahren und über die österr. Grenze erreichte ich schnell die Hütte.

Blick nach Garmisch-Partenkirchen, kurz vor der Hochthörlehütte

So langsam machte sich der Hunger breit, aber auf der Hütte war es bereits relativ voll. Ich fuhr demnach direkt nach Ehrwald weiter, nahm jedoch kurz hinter der Hochthörlehütte einen falschen Abzweiger in den Wald. Der Weg war zwar wieder super fahrbar, endete jedoch irgendwann in einer steilen Wand unterhalb der Zugspitze in einem reinen MTB-Downhill. Also halt den schönen Weg wieder zurück und auf Asphalt den schnellen Downhill zur Tiroler Zugspitztalstation runter. In Ehrwald gab es dann den ersten wohlverdienten Kuchen- und Kaffeestop, bevor es den anstrengen Anstieg zur Ehrwalder Alm hochging.

Zur Ehrwalder Alm hoch hätte ich mir zum ersten mal auf der Tour eine MTB-Übersetzung gewünscht, wer baut solche Straßen in direkter Falllinie? Im Ergebnis werde ich auf meinem Gravelbike kleinere Kettenblätter montieren (müssen), ansonsten machen solche Anstiege einfach keinen Spaß und man ist vermutlich zu Fuß schneller.

Endlich oben an der Ehrwalder Alm angekommen ging es auf traumhaften Wanderwegen durch das Gaistal in das Leutaschtal, das man ebenfalls auf kleinsten Wegen entlang der Leutascher Ache abseits der Straßen Richtung Mittenwald durchqueren kann.

Hohe Munde im Leutaschtal

Wieder über die Grenze nach Deutschland in Mittenwald fuhren die anderen Teilnehmer direkt nach Scharnitz weiter, ich bog links entlang der beiden Seen, Lauter- und Ferchensee, Richtung Schloß Elmau ab. Nach diesem kleinen Abstecher gab es in Mittenwald erstmal drei Kugeln lecker Eis, bevor es dann entlang der noch jungen Isar wieder abseits der Straße nach Scharnitz ging.

Ferchensee oberhalb von Mittenwald

Der Tag war zwar noch relativ jung und es wäre bestimmt noch 2h hell gewesen, da ich jedoch bereits die Unterkunft in Scharnitz vorreserviert hatte checkte ich erstmal in der netten Pension ein und genoß anschließend ein lecker Bierchen incl. einer saftigen Pizza mit Schinken.

Schloß Elmau

Da es am nächsten Morgen erst ab 7:30 Uhr offiziell Frühstück geben würde durfte ich jedoch schon vorher in den Frühstücksraum. So gab es kurz vor 6:00 Uhr alles was das Herz begehrte, außer natürlich frischen Semmeln. Aber so ganz alleine im Frühstücksraum einer Pension ohne durcheinander quasselnde Touristen hat schon auch etwas für sich, vermißt habe ich zumindest niemanden.

lecker Frühstück in Scharnitz

So ging es dann nach dem reichhaltigen Frühstück direkt in den Karwendel hoch und ich verließ die Isar Richtung Karwendelhaus. Die Fahrt durch das lange Tal und anschließend zum Karwendelhaus auf knapp 1.800m hoch war ein absoluter Hochgenuß. Mit jeder Minute wurde es heller und sie Sonne kam über die Berggipfel in das Tal hinein, ein Traum. Zwei Bergsteiger mit schweren Rucksäcken auf Mountainbikes waren um diese Zeit ebenfalls zur Hütte unterwegs, sie stiegen dann sicherlich von dort aus direkt weiter in die Berge hinauf.

kurz vor Sonnenaufgang im Karwendel

Das Karwendelhaus habe ich dann nicht direkt angefahren, der Weg zur Scharte ging ein Stück daran vorbei. Anschließend kam mit der dicken Geröllpiste zum Ahornboden ein Teilstück zum Fluchen. Man stand im Grund nur auf der Bremse und versuchte irgendwie, an den dicken Brocken mit dem Vorderrad nicht hängenzubleiben und sich nicht abzulegen. Mit einem MTB-Fully sicherlich ein Genuß, zumindest wer drauf steht, mit dem Crosser eine Herausforderung für das Material und die Psyche. Am kleinen Ahornboden schauten mich die Mountainbiker zumindest mit großen Augen an, was da für ein Verrückter schon morgens früh die Rüttelpiste runterkommt, und wo kam der um die Uhrzeit überhaupt her dachten die wohl. Also erstmal die Hände ausgeschüttelt und die Flaschen an dem plätschernden Brunnen aufgefüllt und schon ging es wieder auf feinsten Waldwegen runter Richtung Hinterriß.

am Karwendelhaus mit Blick Richtung Hinterriß

Wenn man schon mal auf halbe Höhe in der Eng in das Tal kommt nimmt man natürlich auch den restlichen Weg bis zum Talgrund am großen Ahornboden noch mit, um diese Uhrzeit auch noch mit relativ geringem Verkehr bis zur Engalm. Aber im Talschluß ging es bereits wilder zu als auf dem Münchner Hbf und ich war froh, an der Autokarawane das Tal abwärts auf der anderen Straßenseite unterwegs zu sein. Auch gab es neben der Straße oft noch alternative Abschnitte durch den Wald, die sofort gefahren wurden, sofern sie mir auffielen.

Wieder unten an der Isar angekommen ging es dann direkt in Vorderriß ‚links herum‘ Richtung Wallgau und dem Walchensee. Die geplante Route sah hier keinen Abstecher um den Walchensee vor, aber die Runde bei diesem Traumwetter einmal um den See herum wollte ich mir nicht entgehen lassen. Also den Abzweig in das Eschenlainetal erstmal links liegen lassen und erst nach der Schleife diesen Graveltraum angegangen.

Walchensee

Von Walchensee ging es das Eschenlainetal erstmal ein Stück aufwärts, bevor dann im späteren Verlauf mit zum Teil groben und tiefem Schotter die Abfahrt nach Eschenlohe anstand. In ungefähr der Mitte des Tales bietet eine Bachdurchfahrt je nach Können oder Glück des Fahrers auch eine unplanmäßige Abkühlung an.

Eschenlainetal

In Eschenlohe angekommen ging es abschließend über einen netten Radweg abseits der Bundesstraße wieder zurück zum Startpunkt in Murnau und somit ein super Radwochenende zu Ende.

 

 

Karwendel-Wetterstein Gravelrundfahrt

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